Streaming und Datenschutz: Was Spotify über euch weiß
Streaming-Dienste wie Spotify haben unseren Musikkonsum revolutioniert – doch dieser Komfort hat seinen Preis. Während ihr eure Lieblingssongs hört, sammelt die Plattform im Hintergrund fleißig Daten über euer Nutzungsverhalten. Was viele nicht wissen: Diese Informationen werden an hunderte Werbepartner weitergegeben. Höchste Zeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und zu verstehen, was genau mit euren Daten passiert.
Welche Daten sammelt Spotify eigentlich?
Spotify erfasst deutlich mehr als nur eure Playlist-Vorlieben. Das Unternehmen protokolliert detailliert eure Hörgewohnheiten: Welche Künstler bevorzugt ihr? Zu welchen Tageszeiten hört ihr welche Genres? Wie oft wiederholt ihr bestimmte Songs? Diese scheinbar harmlosen Informationen ergeben zusammen ein erstaunlich präzises Profil eurer Persönlichkeit und Stimmungen.
Dazu kommen Standortdaten auf Basis eurer IP-Adresse, die ungefähr verraten, in welchem Land, welcher Region oder Stadt ihr euch aufhaltet. Spotify erfasst außerdem technische Geräteinformationen wie euer Smartphone-Modell, Betriebssystem und Browser-Typ. Kombiniert mit Interaktionsdaten – etwa welche Werbeanzeigen ihr anklickt oder überspringt – entsteht ein umfassendes digitales Abbild eures Verhaltens.
Das Geschäft mit euren Hörergewohnheiten
Die gesammelten Daten dienen nicht nur dazu, euch bessere Musikempfehlungen zu geben. Spotify teilt diese Informationen mit hunderten Werbepartnern – eine beachtliche Zahl, die vielen Nutzern nicht bewusst ist. Diese Partner nutzen die Daten für personalisierte Werbung, die weit über die Spotify-App hinausgeht.
Ein Beispiel: Ihr hört regelmäßig Fitness-Playlists morgens zwischen 6 und 7 Uhr. Diese Information kann Werbenetzwerken signalisieren, dass ihr sportaffin seid und früh aufsteht – plötzlich seht ihr möglicherweise Anzeigen für Sportkleidung, Nahrungsergänzungsmittel oder Fitnessgeräte, und zwar nicht nur auf Spotify, sondern auch auf anderen Websites und Plattformen.
Warum ist das problematisch?
Die Weitergabe an hunderte Partner macht es praktisch unmöglich nachzuvollziehen, wer letztendlich Zugriff auf eure Daten hat und wie diese verwendet werden. Jeder dieser Partner kann eigene Geschäftsbeziehungen haben, wodurch eure Informationen potenziell in einem undurchsichtigen Netzwerk weitergegeben werden. Datenschutzexperten kritisieren diese Praxis seit Jahren als intransparent und schwer kontrollierbar.
So schützt ihr eure Privatsphäre bei Spotify
Die gute Nachricht: Ihr müsst diese extensive Datensammlung nicht einfach hinnehmen. Spotify bietet Einstellungsmöglichkeiten, mit denen ihr die Weitergabe eurer Daten einschränken könnt. Der Weg dorthin ist allerdings nicht besonders intuitiv – vermutlich bewusst.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Deaktivierung
Auf dem Smartphone navigiert ihr zunächst zur Spotify-App und tippt auf das Zahnrad-Symbol für die Einstellungen. Nach dem Scrollen nach unten findet ihr den Bereich Datenschutz und Soziales. Dort sucht ihr den Punkt Datenschutzeinstellungen und wählt die Option Individuelle Werbeinhalte aus. Der entscheidende letzte Schritt: Deaktiviert den Schalter bei dieser Einstellung.
Am Desktop funktioniert es ähnlich unkompliziert. Klickt auf euer Profilbild oben rechts und wählt Einstellungen aus dem Dropdown-Menü. Navigiert zu Datenschutzeinstellungen, klickt auf Individuelle Werbeinhalte und deaktiviert diese Option. Fertig.

Was bewirkt diese Einstellung konkret?
Durch die Deaktivierung verhindert ihr, dass Spotify eure Nutzungsdaten mit den hunderten Werbepartnern teilt. Die Werbung verschwindet dadurch nicht vollständig – sofern ihr nicht das Premium-Abo habt –, aber sie wird weniger personalisiert und basiert nicht mehr auf euren spezifischen Hörgewohnheiten. Ein fairer Kompromiss zwischen Privatsphäre und kostenloser Nutzung.
Weitere Datenschutz-Tipps für Spotify-Nutzer
Neben der Werbe-Einstellung gibt es weitere Maßnahmen, um eure Privatsphäre zu stärken. In den Datenschutzeinstellungen findet ihr auch die Option für den Geräte-Broadcast-Status. Diese Funktion ermöglicht es anderen Geräten in eurem Netzwerk zu sehen, was ihr gerade hört. Wenn ihr das nicht möchtet, deaktiviert auch diese Option.
Die Einstellung Aktivitäten von Freunden regelt, ob andere Spotify-Nutzer sehen können, was ihr aktuell hört. Wer seine Musikwahl lieber für sich behalten möchte, sollte auch hier den Schalter umlegen. Besonders interessant: Viele dieser datenschutzrelevanten Funktionen sind standardmäßig aktiviert – ihr müsst also aktiv werden, um eure Privatsphäre zu schützen.
Die Standortfreigabe kritisch betrachten
Spotify fragt bei der ersten Nutzung nach Zugriff auf euren Standort. Während dies für Funktionen wie lokale Konzertempfehlungen nützlich sein kann, solltet ihr abwägen, ob ihr diese Information wirklich teilen möchtet. In den Smartphone-Einstellungen könnt ihr den Standortzugriff für Spotify auf Niemals oder Nur während der Nutzung setzen. Die Kernfunktionen der App funktionieren auch ohne Standortfreigabe einwandfrei.
Premium als Datenschutz-Option?
Spotify Premium eliminiert zwar die meiste Werbung im Musik-Streaming, allerdings sammelt Spotify auch bei Premium-Nutzern weiterhin umfangreiche Daten über Hörgewohnheiten. Besonders bei Podcasts können auch Premium-Abonnenten personalisierte Werbung erhalten, da diese oft direkt in die Podcast-Episoden integriert ist. Die Datensammlung zu Marketing- und Werbezwecken findet also auch bei zahlenden Nutzern statt – ein Upgrade löst daher nicht alle Datenschutzbedenken.
Regelmäßige Überprüfung lohnt sich
Datenschutzeinstellungen sind keine einmalige Angelegenheit. Spotify aktualisiert regelmäßig seine Datenschutzrichtlinien und fügt neue Funktionen hinzu, die standardmäßig aktiviert sein können. Es empfiehlt sich, alle paar Monate einen Blick in die Einstellungen zu werfen und zu prüfen, ob neue Optionen hinzugekommen sind, die eure Privatsphäre betreffen.
Über den Menüpunkt Datenschutz in den Einstellungen könnt ihr außerdem eine Kopie aller Daten anfordern. die Spotify über euch gespeichert hat. Diese Funktion ist aufgrund der DSGVO verpflichtend und gibt euch einen transparenten Einblick, welche Informationen das Unternehmen tatsächlich sammelt. Die Anfrage kann allerdings bis zu 30 Tage dauern – Geduld ist gefragt.
Digitale Privatsphäre erfordert heute leider Eigeninitiative. Die beschriebenen Einstellungen dauern nur wenige Minuten, können aber einen erheblichen Unterschied für euren Datenschutz machen. Musik-Streaming und Privatsphäre müssen sich nicht ausschließen – ihr müsst nur die richtigen Schalter kennen und umlegen.
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